19. Juni 2014
Die Transsubstantiation
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Geliebte, zur Feier des heiligen Fronleichnam Versammelte!
Das eucharistische Opfer wird auf dem Altar gefeiert. Und seine Frucht, der Leib des Herrn, wurde bis vor wenigen Jahren auf dem Altar aufbewahrt. Deswegen heißt dieses Sakrament Altarsakrament. Die grundlegende Wahrheit, die das Altarsakrament betrifft, wird ausgedrückt in dem Worte: Transsubstantiation – zu Deutsch: Wesensverwandlung. Dieser Ausdruck besagt, dass Gott kraft der vom Priester vorgenommenen Konsekration die ganze Substanz des Brotes in den Leib des Herrn und die ganze Substanz des Weines in das Blut des Herrn verwandelt. Diese Wahrheit wurde gegen die Glaubensneuerer des 16. Jahrhunderts vom Konzil von Trient bleibend gültig verkündet. Die Transsubstantiation ist die einzige sachgemäße Bezeichnung für das, was der Herr selbst beim letzten Abendmahl getan hat. Was er in seine Hände nahm, das war Brot und Wein; was er seinen Jüngern gab, das war sein Leib und sein Blut. Brot und Wein hatten also eine tiefgehende Veränderung erfahren. Die Transsubstantiation ist eine Verwandlung. Die Verwandlung ist der Übergang von einer Sache in eine andere. Sie hat einen Ausgangspunkt, der aufhört, und einen Zielpunkt, der anfängt zu sein. Die Substanz des Brotes und des Weines hört auf, weil der Leib und das Blut an ihre Stelle treten. Die Gestalten von Brot und Wein bleiben erhalten. Der Name Transsubstantiation ist unentbehrlich, weil das Geschehen der heiligen Messe weder in der Natur noch in der übernatürlichen Ordnung eine Entsprechung hat; es ist einzigartig. Das Wort Transsubstantiation ist nun wegen seiner Eindeutigkeit bei den Falschlehrern unserer Zeit verhasst. Der Katechismus „Grundriss des Glaubens“ vermeidet dieses Wort, obwohl er viele andere Fremdworte gebraucht. Der holländische Katechismus schreibt zu dem entscheidenden Vorgang in der heiligen Messe: „Das Brot ist für uns zur Person Jesu geworden“ – „für uns“, also nicht an sich und unabhängig von uns. In Holland wurden für das Geschehen der heiligen Messe die fatalen Begriffe Transsignifikation und Transfinalisation eingeführt. Danach erhalten Brot und Wein in der heiligen Messe eine neue Bedeutung und einen neuen Zweck, aber sie bleiben, was sie waren. Die Falschlehrer erklären ihre Meinung wie folgt: Man nimmt ein Stück Tuch, eine Textilie, und befestigt dieses Tuch an einer Fahnenstange. Dadurch wird es zu einer Fahne. Die Textilie, das Tuch, bleibt, was es vorher war, aber es enthält einen neuen Sinn. Oder sie vergleichen es mit einem Marmorblock. Der wird behauen vom Bildhauer, dieser meißelt daraus eine Statue. Also der Marmor hat eine neue Bedeutung bekommen, aber er bleibt, was er war. Sie erkennen, dass diese Ansicht eine totale Verfälschung des eucharistischen Glaubens ist! Kein Wunder, dass der holländische Katholizismus völlig zusammengebrochen ist. Tausende von Priestern haben ihren Beruf aufgegeben! In Holland gab es vor der großen Katastrophe 70% Gottesdienstbesucher am Sonntag, jetzt sind es noch 10. Der Begriff der eucharistischen Wesensverwandlung ist unaufgebbar. Die Gestalten von Brot und Wein bekommen ja nur deswegen eine neue Bedeutung, einen neuen Zweck, weil sie seinsmäßig verändert werden. Der neue Zweck und die neue Bedeutung hängen am veränderten Sein. Es ist richtig beobachtet worden, dass gewisse Formulierungen – Neuformulierungen – im Gebetbuch „Gotteslob“ in die Nähe der Impanationslehre Luthers geraten. Luther vertrat die so genannte Impanationslehre, d.h. nach ihm – er hat ja die Transsubstantiation abgelehnt – nach ihm bleiben die Substanzen von Brot und Wein erhalten, daneben treten Leib und Blut des Herrn. Keine Veränderung von Brot und Wein. Das wird auch in manchen Neuformulierungen der Lieder des „Gotteslobes“ mehr oder weniger ausgedrückt. In dem Lied „O heiliger Leib des Herrn“ da heißt es: „Im Mahl von Brot und Wein: du willst uns Speise sein.“ In dem Liede „Das Geheimnis laßt uns künden“ heißt es: „… gab in Brot und Wein zur Speise sich der Herr den Seinen dar.“ Und in dem anderen Liede „Laß dein Lob zum Himmel dringen“ heißt es: „Er ist uns im Brot gegeben.“ Man wird sagen können, dass hier eine gefährliche Nähe zur protestantischen Falschauffassung der Eucharistie vorliegt. Es berührt eigenartig, meine lieben Freunde, dass das Zweite Vatikanische Konzil, das Zehntausende von Worten verwendet hat, das Wort Transsubstantiation nicht kennt. Der Papst Paul VI. hat diesen Mangel gespürt. Er hat deswegen in der Enzyklika „Mysterium fidei“ vom 3. September 1965 eindeutig erklärt: „In der heiligen Messe geschieht eine ganz wunderbare und einzigartige Verwandlung, welche die katholische Kirche passend Transsubstantiation nennt.“ Er hat auch im „Credo des Gottesvolkes“ bekannt: „Wir glauben, dass Brot und Wein, wenn sie vom Priester konsekriert werden, in den Leib und das Blut Christi verwandelt werden.“ Die Bestreitung, die Bezweiflung oder die Leugnung der Transsubstantiation durch heutige Theologen hat eine furchtbare Wirkung. Bei einem Großteil des Welt- und Ordensklerus ist der Glaube an die Wesensverwandlung zusammengebrochen! Man braucht sich nicht zu wundern, dass Priester die unantastbaren Worte der Konsekration mit selbst erfundenen Sätzen vertauschen. Einer hat die Formel gebraucht: „Das ist mein Leben, das für euch zerbrochen wird.“ Nichts war mehr geeignet und passender das Geheimnis der Altäre zum Ausdruck zu bringen als die bis vor wenigen Jahrzehnten übliche Weise des Empfangs der heiligen Kommunion. Wer kniend und in den Mund die heilige Kommunion empfängt, der setzt das tiefste Zeichen der Verehrung, der Anbetung, das wir Menschen zur Verfügung haben. Wenn wir katholisch bleiben wollen, dann müssen wir an Wort und Sache Transsubstantiation – Wesensverwandlung – festhalten. Bei diesem zentralen Vorgang der heiligen Messe findet durch die Allmacht Gottes in der nicht erfahrbaren Tiefe der Gestalten Brot und Wein eine Veränderung statt, die als eine Neuschöpfung zu verstehen ist. Wie Gott am Anfang das Weltall aus nichts erschaffen hat, so wird Christus im Altarsakrament durch die von Gott vorgenommene Verwandlung der ganzen Substanz des Brotes in seinen Leib und der ganzen Substanz des Weines in sein Blut gegenwärtig, wobei der Priester lediglich als Werkzeug dient. Wir beten und singen mit Recht, und wir wollen es immer tun, meine lieben Freunde:
Und das Wort, das Fleisch geworden,
schafft durchs Wort aus Brot und Wein
Fleisch und Blut zur Opferspeise,
sieht es auch der Sinn nicht ein.
Es genügt dem reinen Herzen,
was ihm sagt der Glaub allein.
Amen.