Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
6. März 2011

Jesus Christus – Licht der Welt

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

„Seht, wir ziehen hinauf nach Jerusalem“, sagt der Herr. Warum sagte er: „Hinauf“? Weil Jerusalem in der Höhe liegt, 760 Meter über dem Meeresspiegel. „Wir ziehen hinauf nach Jerusalem.“ Und Jesus geht ihnen voran, unerschrocken, beschleunigten Schrittes. Er weiß, was ihm bevorsteht. Er hat eine klare Erkenntnis, was ihn in Jerusalem erwartet. Und dennoch: Er beschleunigt seine Schritte, denn er hat ihnen gesagt: „Ich habe eine Taufe auf mich zu nehmen, und wie drängt es mich, bis sie erfüllt ist!“ Das ist eine Taufe besonderer Art. Es ist die Bluttaufe; es ist seine Todestaufe. Dann nimmt er die Zwölf beiseite und kündigt ihnen sein kommendes Leiden an. Er hat es schon zweimal getan, es ist jetzt zum drittenmal, aber nun in besonderer Ausführlichkeit. Sechs Züge erklärt ihnen der Herr von seinem Leiden. Er nimmt sie beiseite, weil er ihnen jetzt sein Messiasgeheimnis offenbart, und diese Enthüllung ist nicht für die Menge bestimmt. Jetzt will er ihnen klarmachen, dass er nicht der Triumphator und der Sieger ist, als den die Volksmassen ihn erwarten, sondern der leidende Gottesknecht, der nach dem Willen des Vaters am Kreuze verblutet. Er wird den Heiden überliefert, die Besatzungsmacht ist das, er wird verhöhnt, er wird mißhandelt, er wird angespuckt, er wird gegeißelt und getötet. Dreimal erwähnt Lukas, dass die Jünger es nicht verstanden. Sie wollten es nicht verstehen. Es sollte so weitergehen mit Jesus wie bisher, das Wandern, die schönen Reden, das Wunderwirken.

Der Weg vom Ostjordanland nach Jerusalem führt über Jericho, eine alte, eine uralte Stadt, etwa 30 km nordöstlich von Jerusalem. Am Wege sitzt ein Bettler, ein blinder Bettler. Es wird sogar der Name angegeben: Bartimäus, das heißt Sohn – Bar ist ja das Wort für Sohn – Sohn des Timäus. Er sieht nicht, aber er hört. Er hört die Vorübergehenden, und er erkundigt sich, wer das ist, der da vorübergeht. Er erfährt, dass Jesus von Nazareth des Weges kommt. Von ihm hat er schon gehört. Er weiß sogar, wer er ist, und deswegen ruft er: „Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ Sohn Davids, das heißt Messias. Der Messias ist ja ein Sohn Davids. Und vom Messias war geweissagt worden, dass er die Blinden heilen werde. Der Prophet Isaias hatte gesagt: „Der Blinden Augen öffnen sich dann.“ Und das gibt dem blinden Bettler Bartimäus Zuversicht. „Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ Die Begleiter fahren ihn an. Er ist ihnen lästig, er belästigt sie. Er soll schweigen. Aber er denkt nicht daran zu schweigen, er ruft noch viel lauter: „Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ Und dieses Bekenntnis zum Messias rührt Jesus. Er heißt ihn herankommen, und der Blinde springt auf, wirft den Mantel ab, und Jesus fragt ihn: „Was willst du, das ich dir tun soll?“ „Rabbuni, meine Meister, dass ich wieder sehen.“ Und Jesus wirkt im Augenblick das Wunder, sein letztes Wunder vor seinem Leiden: Er gibt ihm das Augenlicht zurück. „Ich will, sei sehend!“ Sogleich erfolgt die Heilung, und der blinde Bettler schließt sich Jesus an.

Was wir hier berichtet bekommen, ist Geschichte, keine phantastische Erzählung, keine Erfindung, sondern Geschichte. Aber diese geschichtliche Begebenheit lenkt unseren Blick auf Jesus, der nicht nur den Augen das irdische Licht zurückgeben kann, sondern auf Jesus, der das himmlische Licht bringt. Als Jesus erschien, war es ja Abend; es war Nacht über der Welt. Das Heidentum war versunken in Unkenntnis oder Verkennung Gottes. Der heilige Paulus schildert es: „Sie haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauscht mit vergänglichen Menschen, mit Vögeln, mit kriechenden und mit vierfüßigen Tieren“, das sind die Götter, die Götzen der Heiden. Unkenntnis und Verkennung herrschte auch über das Sittengesetz, was zu tun und was zu lassen ist. Die Menschheit war versunken in Sünden und Lastern. Der Apostel Paulus beschreibt es: „Gott hat sie hingegeben in entehrende Leidenschaften. Ihre Frauen haben den natürlichen Verkehr vertauscht mit dem widernatürlichen. In gleicher Weise haben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau verlassen und sind gegeneinander entbrannt in wilder Begierde.“ Das alles hat Gott gesehen, und es hat ihn gerührt. Als er die Zeit erfüllt sah, sandte er seinen Sohn. Vorausgesagt von den Propheten, vor allem von Isaias, dem Propheten des Evangeliums, wenn man so sagen kann. Isaias hat verkündet: „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein Licht, ein großes Licht. Über denen, die im Land des Todesschattens sitzen, erstrahlt ein Licht.“ Dieses Licht ist der Logos, die zweite Person in Gott. Der greise Simeon hat ihn im Tempel erkannt: „Er ist ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und ein Ruhm für das Volk Israel.“ Diese Weissagungen über das Licht haben sich in Jesus erfüllt. Er bezeugt es von sich: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wandelt nicht im Finstern, sondern hat das Licht des Lebens. Ich bin das Licht, das in die Welt gekommen ist, damit niemand, der an mich glaubt, in der Finsternis bleibe.“

Wieso ist Jesus das Licht? Erstens, weil er den wahren, lebendigen Gott den Menschen offenbart. Er kennt Gott, denn er kommt von Gott. Er kann ihn offenbaren, denn er hat ihn erfahren. „Alles ist mir von meinem Vater übergeben. Niemand kennt den Vater als der Sohn und wem der Sohn ihn offenbaren will.

Die Menschen vor Christus, ohne Christus, außer Christus haben auch Gott gesucht, und sie konnten ihn bis zu einem gewissen Grade erkennen aus den geschaffenen Dingen. Aus der geschaffenen Welt kann man auf den Schöpfer schließen. Aber die Erkenntnis, die die Heiden gewinnen konnten, war eben dünn, lückenhaft, von Unsicherheit bedroht. Vor allem konnten sie aus der Schöpfung Gott nicht als den Dreieinigen erkennen, als den Vater im Himmel. Und deswegen hat Jesus die wahre, die vollkommene, die vollendete Offenbarung von Gott gebracht.

Zweitens: Wieso ist Christus das Licht der Welt? Weil er den Willen Gottes offenbart. Vor ihm, außer ihm und ohne ihn haben die Menschen auch den Willen Gottes gesucht, aus den Gegebenheiten der Natur und aus dem Gewissen, der Stimme in der eigenen Brust, konnten sie bis zu einem gewissen Grade Gottes Gebot erkennen. Aber dieses Suchen und dieses Bemühen war ständig von Unsicherheit bedroht; es war unvollkommen. Es führte nicht zur Erkenntnis des vollen Willens Gottes. Deswegen kam Jesus als das Licht in die Welt. Er offenbart den ganzen, den vollendeten Willen Gottes. Seine Offenbarung ist endgültig und unüberholbar.

Das Schicksal dieses Lichtes ist uns bekannt. Es ist traurig. „Das Licht leuchtet in der Finsternis, aber die Finsternis hat es nicht erfaßt. Er kam in die Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt hat ihn nicht erkannt.“ Das Licht ist in die Welt gekommen, aber die Menschen hatten die Finsternis lieber als das Licht, „denn ihre Werke waren böse“, fügt Johannes hinzu, „denn ihre Werke waren böse.“

Wer sich dem Licht, das Christus ist, nicht zuwendet, oder wer sich von dem Licht, das Christus ist, abwendet, der verfällt der Finsternis. Das gilt heute wie gestern. Die Finsternis ohne Christus, fern von Christus zeigt sich in vierfacher Weise.

Erstens in der Unwissenheit. Unwissenheit ist der Mangel des erforderlichen Wissens, das Fehlen der erforderten Erkenntnis. Die Unwissenheit in religiösen Dingen ist groß, ist übergroß. Die meisten Menschen wissen nichts vom Glauben, vom Evangelium, von der Lehre der Kirche. Sie kennen Jesus nicht und seine Botschaft. Ein Beispiel. Bei einer Trauung hörte eine geladene Dame ein Solo singen, das ihr sehr gefiel. Sie fragte ihre Nachbarin. „Was ist das?“ Sie antwortete: „Das ist das Ave Maria von Gounod.“ „Danke“, sagte die Dame, „und vom wem bitte ist der Text?“ Sie kannte das Gebet „Gegrüßet seist du, Maria“ nicht. Leider hat sich die Unwissenheit auch im Raum unserer Kirche ausgebreitet. Der Religionsunterricht ist weithin mangelhaft, unzureichend. Man kann nur mit Bedrückung und mit Schmerz erfahren, wie wenig Wissen unsere Kinder von der Religion haben. Sie haben acht Jahre Religionsunterricht, und was ist geblieben? Sie kennen nicht einmal die Zehn Gebote. Die Predigten sind häufig dunkel, ungenau oder gar irreführend. Was wissen unsere Erstkommunionkinder, die von Müttern ausgebildet werden, was wissen sie vom eucharistischen Opfersakrament? Was wissen unsere Firmlinge, die ja zum Zeugnis für den Glauben gefirmt werden, was wissen sie von der Stärkung, die sie empfangen sollen? Christus ist gekommen als das Licht, aber die Unwissenheit ist nicht gewichen.

Die zweite Finsternis ist der Irrtum. Irrtum ist etwas anderes als Unwissenheit. Irrtum ist nämlich ein falsches Urteil über einen Sachverhalt, die falsche Bewertung eines Sachverhaltes, das fälschliche Fürwahrhalten einer Aussage, die nicht stimmt. Christus ist gekommen, um die Menschheit vom Irrtum zu befreien. Aber die Menschen, selbst solche, die sich Christen nennen, wollen vom Irrtum nicht lassen. Sie stellen, häufig im Religionsunterricht, Jesus neben Mohammed und Buddha. Meine lieben Freunde, die Gestalt Jesu ist unvergleichlich. Er ist der leibhaftige Sohn Gottes, nicht ein selbsternannter Religionsstifter. Er ist das wahre Licht. Die anderen sind höchstens Funzeln, die den kargen Schimmer ihrer Religion vom wahren Licht entleihen. Die Menschen sind im Irrtum. Sie halten die Wahrheit nicht fest. Der bequeme Irrtum ist ihnen lieber als die harte Wahrheit.

Der evangelische Landesbischof von Bayern, der oberste evangelische Christ in Bayern, empfiehlt seinen Mitarbeitern: „Pfarrer müssen ihre Homosexualität friedlich und fröhlich leben.“ Ich habe mich nicht versprochen, Sie haben recht gehört. Der oberste evangelische Christ in Bayern sagt: „Pfarrer müssen ihre Homosexualität friedlich und fröhlich leben.“ Ich sage das ohne Genugtuung, ich sage es mit Schmerz, denn damit wird die Kluft zwischen uns nur noch viel tiefer! Der Protestantismus sieht wie wir die Bibel als heiliges Buch an, und er preist die Bibel, aber er folgt ihr nicht. Denn in der Heiligen Schrift wird homosexuelle Betätigung als eine schlimme Verirrung bezeichnet. Im 3. Buch Moses heißt es: „Du sollst nicht bei einem Manne liegen wie bei einer Frau. Das ist ein Greuel.“ „Du sollst nicht bei einem Manne liegen wie bei einer Frau. Das ist ein Greuel.“ Und der heilige Apostel Paulus schreibt: „Täuschet euch nicht. Weder Unzüchtige noch Ehebrecher noch die, die sich der Knabenliebe hingeben und sie üben, werden das Reich Gottes erben.“

Damit der Greuel nicht genug, meine lieben Freunde. Der evangelische Pfarrer Spröte, 54 Jahre alt, Vater von sieben Kindern aus zwei Ehen, ist seit 26 Jahren Vorsteher der evangelischen Gemeinde in Rees-Haldern am Niederrhein. Er nimmt seit Januar 2011 weibliche Hormone. Er will eine Frau werden. Er trägt jetzt Frauenkleider, kurze, blonde Haare, zwei Ohrringe und hat sich die Barthaare entfernen lassen. Seine Gemeinde klatschte Beifall, als er zum erstenmal als Frau Pastorin auf die Kanzel trat. Welch eine Verirrung! Welch ein Irrtum! und das in der Kirche des Evangeliums! Wahrhaftig, die Nacht kehrt wieder.

Die dritte Finsternis ist die Selbsttäuschung. Es ist bekannt, dass Eigenliebe die Augen trüb macht. Und so gibt es Menschen, die wollen die Wirklichkeit nicht sehen, um nicht grausam enttäuscht zu werden. Sie machen sich etwas vor. Man spricht von Realitätsverweigerung. Sie besteht darin, dass man sich gegen die Erkenntnis der Wirklichkeit sträubt. Wir haben es ja soeben gehört: Die Apostel wollen nicht hören, dass der Herr leiden muss. Sie haben auch in der Selbsttäuschung gelebt. Die Heilige Schrift weiß von solcher Selbsttäuschung. Im letzten Buche, in der Apokalypse heißt es: „Ich kenne deine Werke, du hast den Namen, dass du lebst, aber du bist tot.“ Viele Menschen betrügen sich selbst. Sie halten sich für anständig und ehrenhaft, weil sie keinen anderen erschlagen oder beraubt haben. Aber mit der Freiheit von Mißhandlung und Ausplünderung ist das sittliche Leben nicht erschöpft. Es gibt viele andere Fehler, Sünden und Versäumnisse. Soeben wird bekannt, dass protestantische Pfarrer die Berufsgruppe sind mit der höchsten Scheidungsrate. Protestantische Pfarrer- die Berufsgruppe mit der höchsten Scheidungsrate. Ihre Bischöfe halten da wacker mit, wie wir wissen. Der Herr ist gekommen, meine lieben Freunde, aber die Selbsttäuschung der Menschen hält an.

Die vierte Finsternis ist der Unglaube. Das ist die schlimmste Finsternis. Die Botschaft des Herrn wird seit 2000 Jahren verkündet, aber sie wird auch seit 2000 Jahren abgelehnt. Dieser Tage – dieser Tage! – legte ein Herr folgendes Bekenntnis ab: „1. Ich brauche Gott nicht, und es gibt keinen Gott. 2. Ein Haufen Zellen ist noch lange kein Kindlein. Ich bin für Abtreibung. 3. Ich bin für aktive Sterbehilfe.“ Wer Gott nicht kennt, der läuft der wichtigsten Wirklichkeit davon. Wer Gott nicht kennt, für den wird es eines Tages ein böses Erwachen geben. Wer sich vom wahren Licht, d.h. von Gott abwendet, der wird gleichsam blind. „Ist unsere Heilsbotschaft verhüllt?“ sagt der Apostel Paulus, „so ist sie verhüllt für diejenigen, die verlorengehen, für die Ungläubigen, deren Verstand der Gott dieser Welt verblendet hat, dass ihnen die Herrlichkeit Christi nicht aufstrahlt.“ Wer die Sonne verneint, der ist leiblich blind, wer das Christentum verneint, ist seelisch blind. Ihm leuchten keine Sterne mehr, und ihm leuchtet leine Ewigkeit mehr.

Wir, meine lieben Freunde, sind, wie uns die Heilige Schrift bezeugt, Sehende. Ja, wir sind sogar Licht. „Ihr seid das Licht der Welt“, sagt der Herr in der Bergpredigt. Wir sind selber Licht. „Ihr seid Kinder des Lichtes“, schreibt der Apostel Paulus. Wer Licht ist, muss im Lichte wandeln. „Laßt uns die Werke der Finsternis ablegen und die Waffenrüstung des Lichtes anziehen. Wie am lichten Tage laßt uns ehrbar wandeln!“ So mahnt der Apostel Paulus im Römerbrief. „Einst wart ihr Finsternis, jetzt seid ihr Licht. Wandelt als Kinder des Lichtes!“

Jetzt wissen wir also, meine lieben Freunde, am Beginn der Buß- und Fastenzeit, was unsere Aufgabe ist. Wir als Kinder des Lichtes sollen im Lichte wandeln. Wir sollen untadelig und lauter sein, Kinder Gottes ohne Fehl inmitten eines verkehrten und verdorbenen Geschlechtes, unter dem wir leuchten sollen wie die Sterne im Weltall.

Amen.

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