Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
27. August 2000

Die wirksame und die unwirksame Gnade

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Der schlesische Dichter Angelus Silesius hat einmal in seinen schönen Versen den folgenden erfunden: „Wenn du nur ernstlich willst, so ist der Himmel dein. Wie unermeßlich reich kann auch der Ärmste sein!“ Wenn du nur ernstlich willst, so ist der Himmel dein. Wie unermeßlich reich kann auch der Ärmste sein! Wir spüren, worauf der Ton bei diesem Verslein liegt, nämlich: „Wenn du nur ernstlich willst.“ Denn daß Gott will, das ist eine Selbstverständlichkeit. Daß Gott uns zur Seligkeit führen will, das ist uns durch die Offenbarung gewiß gemacht. Aber auch der Mensch muß wollen; der Wille Gottes und der Wille des Menschen müssen zusammenkommen. Der Wille Gottes wird tätig in der Gnade. Die Gnade ist einmal ein Tun Gottes und eine fließende Realität. Es gibt eine ungeschaffene Gnade und eine geschaffene Gnade, und beides strömt auf den Menschen unaufhörlich ein, um ihn zur Seligkeit zu führen.

Die Gnade, welche uns Impulse zum Guten gibt, nennen wir die Tatgnade oder die Wirkgnade oder die helfende Gnade. Wahrscheinlich haben Sie in Ihrer Kindheit den Ausdruck „helfende Gnade“ gelernt, und der ist ja richtig. Diese helfende Gnade, diese Tatgnade, diese Wirkgnade ist nun zu unterscheiden in eine wirksame und in eine unwirksame Gnade. Ja tatsächlich, ich habe mich nicht versprochen. Die Wirkgnade kann wirksam sein, sie kann aber auch unwirksam sein. Es kommt nämlich darauf an, ob der Mensch sie in sich hineinläßt. Die wirksame Gnade ist jene, die das Ziel erreicht, das Gott ihr gesetzt hat. Die wirksame Gnade ist jene Tatgnade, die nach Gottes Willen und nach seiner Voraussicht unfehlbar ihr Ziel erreicht. Die unwirksame Gnade ist jene, die zwar eine Fähigkeit zu Heilshandlungen gibt, die den Menschen zwar ermächtigt, heilswirksam tätig zu sein, die aber ihr Ziel infolge des menschlichen Widerstandes nicht erreicht. Diese unwirksame Gnade nennt man auch hinreichende Gnade. Sie hätte hingereicht, um den Menschen zu Heilshandlungen zu bewegen, aber wegen des Widerstandes des Menschen kommt sie nicht zu ihrem Ziel. – Diese Einteilung der wirksamen und der unwirksamen Gnade führt uns zu drei Sätzen, die wir heute bedenken wollen.

1. Es gibt eine hinreichende Gnade, die ihr Ziel, nämlich zu Heilshandlungen zu führen, nicht erreicht.

2. Es gibt eine wirksame Gnade, die unfehlbar das Ziel, das Gott ihr gesetzt hat, erreicht.

3. Der Mensch bleibt unter dem Einwirken der Gnade frei.

Zunächst einmal ist gegen Luther und Calvin zu sagen, daß es eine unwirksame, eine hinreichende Gnade gibt. Luther und Calvin hatten nämlich die Allwirksamkeit Gottes in eine Alleinwirksamkeit Gottes verwandelt, und wegen dieser Alleinwirksamkeit Gottes, wo der Mensch überhaupt nicht mitwirkt, mußten sie dazu kommen, die hinreichende Gnade abzulehnen. Demgegenüber hat das Konzil von Trient die Existenz der bloß hinreichenden Gnade als einen Glaubenssatz vorgelegt: „Wer behauptet, der freie Wille des Menschen wirke, wenn er von Gott bewegt und geweckt wird, zu seiner Bereitung und Zurüstung für den Empfang der Rechtfertigungsgnade nichts mit, indem er dem weckenden und rufenden Gott zustimmt, auch könne er, selbst wenn er wolle, nicht widersprechen, sondern verhalte sich wie ein lebloses Ding, vollkommen untätig und nur empfangend, der sei ausgeschlossen.“ Das Konzil hat hier die Existenz der bloß hinreichenden Gnade als einen Glaubenssatz formuliert, der von allen katholischen Christen festzuhalten ist. Es weiß sich dabei in Einklang mit der Heiligen Schrift. Wenige Gegenstände sind so sicher bezeugt wie dieser, daß es eine hinreichende Gnade gibt, die aber ihr Ziel nicht erreicht, weil der Mensch ihr widersteht.

Den Städten, in denen der Herr gepredigt hatte, fehlte es nicht an Bußgnade, an Bekehrungsgnade, aber es fehlte ihnen an Bußwillen, an Bekehrungswillen. Wie sagt er: „Darauf begann er die Strafrede an die Städte, in denen die meisten Wunder geschehen waren, weil sie sich nicht bekehrt hatten. ,Wehe dir, Chorazin, wehe dir, Bethsaida, denn wenn in Tyrus und Sidon die Wunder geschehen wären, die bei euch geschehen sind, längst hätten sie in Sack und Asche Buße getan. Doch ich sage euch: Tyrus und Sidon wird es erträglicher ergehen am Tage des Gerichtes als euch. Und du, Kapernaum, wirst du etwa bis in den Himmel gehoben werden? Du wirst bis in die Hölle hinabfahren; denn wenn zu Sodom die Wunder geschehen wären, die in dir geschehen sind, es stünde noch bis heute. Doch ich sage euch: Dem Lande Sodom wird es an jenem Tag des Gerichtes erträglicher ergehen als dir.‘“ Der Herr hat auch über Jerusalem ein ähnliches Wort gesprochen. Er hat versucht, die Jerusalemiten zu bekehren, aber sie haben sich in der Masse, in der großen Mehrheit ihm versagt. „Jerusalem, Jerusalem, das du die Propheten mordest und steinigest, die zu dir gesandt wurden. Wie oft wollte ich deine Kinder versammeln, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel sammelt, aber ihr habt nicht gewollt. Seht, euer Haus wird euch verödet überlassen werden.“

Die Gnade, die dem Menschen gegeben wird, bedeutet immer eine große Verantwortung. Jede Gabe Gottes ist ja auch eine Aufgabe, und je größer die Gnade ist, um so mehr steigt die Schuld des Menschen, der sich ihr versagt. Eben das spricht der Herr im Johannesevangelium aus. „Wäre ich nicht gekommen, und hätte ich nicht zu ihnen geredet, so hätten sie keine Sünde. Nun aber haben sie keine Entschuldigung für ihre Sünde. Wer mich haßt, der haßt auch meinen Vater. Wenn ich unter ihnen nicht die Werke getan hätte, die kein anderer je getan hat, so hätten sie keine Sünde. Nun aber haben sie diese gesehen und hassen mich trotzdem und meinen Vater. Aber es mußte das Wort erfüllt werden, das in ihrem Gesetze geschrieben steht: Sie haben mich gehaßt ohne Grund.“

Die schwere Verantwortung angesichts der Gnade wird auch vom Apostel Paulus im Brief an die Römer deutlich ausgesprochen. „Vermeinst du, o Mensch, der du diejenigen richtest, die solches tun und tust es selber, daß du dem Gericht Gottes entrinnen wirst? Oder verachtest du den Reichtum seiner Güte, Geduld und Langmut? Weißt du nicht, daß die Güte Gottes dich zur Bekehrung treibt? Aber durch deine Hartnäckigkeit und dein unbußfertiges Herz häufest du dir Zorn auf für den Tag des Zornes und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes, der einem jeden vergelten wird nach seinen Werken, denen, die durch Beharrlichkeit im Guten Herrlichkeit und Ehre und Unvergänglichkeit suchen, mit ewigem Leben, denen aber, die streitsüchtig sind und der Wahrheit sich nicht beugen, dagegen der Ungerechtigkeit sich hingeben, mit Zorn und Ungnade?“ Hier wird deutlich ausgesprochen, daß Gott Gnaden gibt, die der Mensch nicht annimmt. Das ist die hinreichende Gnade, die zwar die Fähigkeit zur Bekehrung, zum Verrichten guter Werke gibt, aber sie bleibt ohnmächtig, weil der Mensch nicht will. Wiederum sagt Angelus Silesius, unser schlesischer Dichter: „Es ist zwar wahr, daß Gott dich selig machen will. Glaubst du, er will’s ohne dich, so glaubest du zuviel.“ Wie wunderbar ausgedrückt! Es ist zwar wahr, daß Gott dich selig machen will. Glaubst du, er will’s ohne dich, so glaubest du zuviel. Das ist also die erste Wahrheit, die wir heute bedenken wollen: Es gibt eine hinreichende Gnade, die unwirksam bleibt wegen des Widerstandes des Menschen.

Der zweite Satz lautet: Es gibt eine wirksame Gnade, die ihr Ziel unfehlbar erreicht. Hier stimmt der Mensch eben in das Wirken Gottes ein; hier nimmt er die Einwirkung Gottes auf und läßt sie in sich zur Auswirkung kommen. Das ist die wirksame Gnade, welche die siegreiche Macht der Gnade bezeugt. Ich zitiere einige Stellen der Heiligen Schrift, in denen die wirksame Gnade gelehrt ist. „Ich habe es euch gesagt“, so heißt es im Johannesevangelium, „aber ihr glaubet nicht. Die Werke, die ich im Namen meines Vaters wirke, die geben mir Zeugnis, ihr aber glaubet nicht, weil ihr nicht von meinen Schafen seid.“ Und jetzt kommen die Stellen, die auf die wirksame Gnade gehen: „Meine Schafe hören meine Stimme. Ich kenne sie, und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben; sie werden in Ewigkeit nicht verloren gehen, und niemand wird sie meiner Hand entreißen. Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alle, und niemand vermag sie der Hand des Vaters zu entreißen.“ Hier sehen wir, was die wirksame Gnade ist: ein solches göttliches Tun, das den Willen des Menschen mit unfehlbarer Sicherheit zum Heil hinführt.

Die wirksame Gnade wird auch vom Apostel Paulus bezeugt. Er ist ja eigentlich selber ein Wunder der Gnade. Daß er, der Verfolger der Kirche, sich bekehrt hat, das ist nur der Gnade zuzuschreiben, aber freilich der Gnade, der er sich eben ausgeliefert hat. Paulus bekennt als seine eigene, übermächtige Erfahrung: „Ich bin der geringste unter den Aposteln, nicht wert, Apostel zu heißen, weil ich die Kirche Gottes verfolgt habe. Durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin, und seine mir geschenkte Gnade ist nicht unwirksam gewesen, sondern ich habe mehr als alle gearbeitet, doch nicht ich, sondern die Gnade Gottes mit mir.“ Das ist geradezu eine klassische Stelle für die wirksame Gnade. Man sieht, wie der Apostel hin und her gerissen ist. Er möchte die Gnade über alles erheben, und doch kann er nicht verschweigen, daß er mit der Gnade mitgewirkt hat. „Durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin, und seine mir geschenkte Gnade ist nicht unwirksam gewesen, sondern ich habe mehr als sie alle gearbeitet.“ Da erschrickt er gleichsam vor sich: „Doch nicht ich, sondern die Gnade Gottes mit mir.“

Es gibt eine wirksame Gnade, die den Menschen unfehlbar zum Heile führt. Paulus mahnt die Korinther in seinem zweiten Brief: „Als Mitarbeiter ermahnen wir euch, daß ihr nicht vergeblich die Gnade Gottes empfanget.“ Es besteht also die furchtbare Möglichkeit, die Gnade Gottes vergeblich zu empfangen. „Sondern zur gnadenreichen Zeit erhöre ich dich, und am Tage des Heiles helfe ich dir. Seht, jetzt ist die gnadenreiche Zeit, seht, jetzt ist der Tag des Heiles.“ Jetzt gilt es, die Gnade aufzunehmen und in der Gnade zu wirken. Das ist also der zweite Satz, den wir heute bedenken wollen: Es gibt eine wirksame Gnade, die dank der Voraussicht Gottes und des menschlichen Mitwirkens unfehlbar ihr Ziel erreicht.

Der dritte Satz lautet: Der Mensch bleibt unter der Einwirkung der Gnade frei. Gott bewegt den Menschen nicht in mechanischer Kausalität, sondern er bewegt ihn so, daß er frei handelt. Gott schafft seine Freiheit, Gott bewirkt, daß er frei handelt. Es ist also nicht so, als ob der Mensch wie ein Stein gestoßen würde oder wie ein Stück Holz – diese Ausdrücke finden sich in den lutherischen Bekenntnisschriften. Nein, der Mensch bleibt unter der Einwirkung der Gnade frei. Er ist von Gott frei geschaffen, und Gott nimmt die Freiheit nie mehr zurück. Auch hierfür gibt es viele Belege in der Heiligen Schrift und in der Lehrverkündigung der Kirche. Das Konzil von Trient sagt, daß der Mensch unter dem Einfluß der wirksamen Gnade frei bleibt. „Wer behauptet, der freie Wille des Menschen sei nach der Sünde Adams verloren und ausgelöscht worden, oder es handele sich nur um ein Wort, ja sogar um einen Namen ohne Inhalt, schließlich um ein Machwerk, das vom Satan in die Kirche eingeführt wurde (das sind alles Ausdrücke von Luther), der sei ausgeschlossen.“ „Wer behauptet, es liege nicht in der Gewalt des Menschen, seine Wege schlecht zu machen, sondern die schlechten wie die guten Wege wirke Gott, nicht nur, indem er sie zulasse, sondern im vollen und eigentlichen Sinne, so daß der Verrat des Judas nicht weniger sein eigenes Werk sei als die Berufung des Paulus, der sei ausgeschlossen.“

In der Tat ist die Auffassung Luthers und Calvins, daß der Mensch gestoßen werde wie ein Stein oder daß er wie ein Lasttier sei, das geritten werde, entweder vom Satan oder von Gott, ist unhaltbar. Sie zerschellt an den Lehren der Heiligen Schrift. Wiederum lese ich im Römerbrief: „Es kommt nicht auf das Laufen an noch auf das Wollen, sondern auf Gottes Erbarmen.“ Hier, so sieht man, wird die Gnade betont. Es kommt nicht auf das Laufen an noch auf das Wollen. Und doch fordert Paulus seine Gläubigen auf, zu laufen wie ein Mann in der Rennbahn. Wie Wettkämpfer müssen sie Enthaltsamkeit üben. Das sagt derselbe Paulus, der die Gnade über alles erhebt. Die Menschen müssen selbst laufen wie der Läufer in der Rennbahn. So schreibt er nämlich im ersten Korintherbrief: „Wißt ihr nicht, daß die Läufer in der Rennbahn zwar alle laufen, daß aber nur einer den Preis gewinnt? Laufet so, daß ihr ihn erlanget!“ Und dann gibt er Anweisungen, was man da beachten muß. „Wer im Wettkampf ringt, enthält sich von allem. Jene tun es, um einen vergänglichen Kranz zu gewinnen, wir aber einen unvergänglichen. So laufe ich, aber nicht ins Blaue hinein; so kämpfe ich, aber nicht wie einer, der Luftstreiche tut, vielmehr ich züchtige meinen Leib und mache ihn mir untertan, damit ich nicht, nachdem ich anderen Herold gewesen bin, selber verworfen werde.“ An einer anderen Stelle hebt der Apostel hervor, daß der Mensch immer in Sorge sein muß, daß er sich dem Wirken Gottes widersetzt, daß er es nicht mit der erforderlichen Entschlossenheit und Bereitschaft in sein Handeln aufnimmt. Wenn alles die Gnade machte und der Mensch nichts dazu tun müßte, dann wäre die Warnung, die ich jetzt gleich vorlesen werde, unangebracht. „Darum, meine Lieben, wie ihr allezeit gehorsam gewesen seid: Wirket nicht bloß in meiner Anwesenheit, sondern noch weit mehr jetzt in meiner Abwesenheit euer Heil mit Furcht und Zittern! Gott ist es ja, der das Wollen und Vollbringen in euch wirkt nach seinem Wohlgefallen.“ Beides gehört zusammen: Gott wirkt das Wollen und Vollbringen, und gleichzeitig muß der Mensch sein Heil mit Furcht und Zittern, d. h. in Sorge, ob er genügt, wirken.

Als Paulus im Gefängnis auf sein Leben zurückblickt, da konnte er, den Tod vor Augen, von sich bezeugen: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt.“ Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt. Aber wir wissen: In seinem Sinne muß man das so verstehen: Es war die Gnade, die den Kampf gekämpft und den Glauben bewahrt hat. Das Wirken des menschlichen Ich ist ein Wirken Gottes. Nun darf man sich das Zusammenwirken von Gott und Mensch in der Gnade nicht wie eine Werkgemeinschaft vorstellen, daß also einen Teil Gott wirkt und einen Teil der Mensch. Nein, Gott wirkt das ganze Werk, und der Mensch wirkt das ganze Werk. Aber wie? Gott als der Schöpfer, als die causa principalis, als die Erstursache, der Mensch als Geschöpf, als die Zweitursache. Das Tun des Menschen wird in seinem ganzen Umfang und seiner ganzen Tiefe von Gott gewirkt, aber auch ebenso in seiner ganzen Tiefe und in seinem ganzen Umfang vom Menschen, nur in verschiedener Weise.

Der heilige Franz von Sales hat einmal diesen Sachverhalt zu erklären versucht, indem er folgendes bemerkte: „Ein Kind, das noch nicht schreiben kann, möchte der fernen Mutter einen Brief schreiben. Es geht zum Vater. Der Vater nimmt das Kind auf seinen Schoß, und jetzt führt er mit seiner Hand die Hand des Kindes, und so schreiben sie zusammen den Brief an die Mutter. Er ist ganz vom Vater geschrieben, er ist aber auch ganz vom Kind geschrieben.“ Ich meine, das ist ein sehr schönes Bild, das uns klar machen kann, daß eben das Tun Gottes die menschliche Tätigkeit nicht ausschließt und daß umgekehrt das menschliche Wirken von Gott getragen wird.

Heute ergehen an uns zwei Mahnungen. Erstens, meine lieben Freunde: Hüten wir uns davor, dem Wirken Gottes Widerstand entgegenzusetzen! Der heilige Pfarrer von Ars hat einmal gepredigt: „Wenn man die Verdammten in der Hölle fragen würde: Warum seid ihr hier?, dann würden sie antworten: Weil wir dem Heiligen Geist widerstanden haben. Und wenn man die Seligen des Himmels fragen würde: Warum seid ihr hier?, dann würden sie antworten: Weil wir dem Wirken des Heiligen Geistes Raum gegeben haben.“ Wie richtig ist das ausgedrückt! Wir dürfen nicht der Gnade widerstehen, wir müssen uns ihr öffnen. Ich empfehle Ihnen, oft und gern die Litanei vom heiligsten Namen Jesu zu beten. Da steht nämlich eine wunderbare Anrufung, die lautet: „Von der Vernachlässigung deiner Einsprechungen erlöse uns, o Herr.“ Von der Vernachlässigung deiner Einsprechungen erlöse uns, o Herr. Das ist der Widerstand gegen die Gnade, der hier behoben werden soll. Zweitens: Hüten wir uns vor dem Mißbrauch der Gnade! Wir bekommen ja so viele äußere und innere Gnaden. Jede heilige Messe ist eine unermeßliche Gnade, das Gebet, der Sakramentenempfang. Wir müssen aber dann auch diese Gnaden in rechter Weise in uns zur Auswirkung kommen lassen, und zwar durch Vorbereitung und Nachbereitung. Der heilige Aloisius ging nur am Sonntag zur heiligen Kommunion, aber er bereitete sich drei Tage vor und drei Tage pflegte er die Danksagung. Das ist eine Weise, wie man die Gnade erhält, wie man mit der Gnade wirkt, wie man sich weiterer Gnaden würdig macht. Hüten wir uns vor dem Mißbrauch der Gnade!

Am 4. Sonntag nach Pfingsten heißt es im Gabengebet: „Nimm an unsere Gaben, himmlischer Vater, und laß dich durch sie versöhnen und dränge unseren Willen, auch wenn er sich auflehnt, in Gnaden zu dir.“ Dränge unseren Willen, auch wenn er sich auflehnt, in Gnaden zu dir.

Amen.

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