Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen

Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May

Glaubenswahrheit.org  
28. März 2004

Die Wahrheit über die Kreuzzüge

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Seit geraumer Zeit ist eine Manie in unserer Kirche ausgebrochen. Diese Manie besteht darin, die christliche Vergangenheit schlechtzumachen. Man fällt über die Menschen, die in den vergangenen Jahrhunderten gelebt haben, her und bringt die heftigsten Vorwürfe gegen sie vor. Leider hat sich auch der Heilige Vater an dieser Manie beteiligt, und darin kann ich ihm nicht folgen.

Diese Manie hat jetzt einen besonderen Gegenstand gefunden, nämlich die Kreuzzüge. Im Jahre 1999 hat eine sogenannte Versöhnungsgruppe sich auf den Weg gemacht in das Heilige Land, um die Mohammedaner, die Juden und die dortigen Christen um Verzeihung zu bitten für das, was ihnen angeblich oder wirklich von den Kreuzfahrern angetan worden ist. Wie Sie vielleicht gestern in der Zeitung gelesen haben, bereitet das Mainzer Dom- und Diözesanmuseum eine Ausstellung über oder besser gegen die Kreuzzüge vor, von der selbst der Schreiber der Allgemeinen Zeitung meinte, daß es doch ein wenig viel der Selbstbezichtigung sei. Wir wollen deswegen heute am Passionssonntag uns fragen: Was waren die Kreuzzüge? Was waren ihre Gründe? Was war ihr Verlauf? Wie ist ihre Bewertung?

Die Gründe für die Kreuzzüge sind darin gelegen, daß sie eine Reaktion, nicht eine Aktion waren. Das heißt, sie haben auf den Angriff des Islam reagiert. Der Islam ist vom Wesen her aggressiv. Schon der Gründer, Mohammed, hat mit Gewalt die Stadt Mekka erobert, und nach seinem Tode setzte der Eroberungsfeldzug des Islam erst richtig ein. 637 wurde die heilige Stadt Jerusalem, die damals christlich war, von den Mohammedanern erobert. Sie haben Kleinasien und Syrien bekriegt und gewonnen. Sie sind nach Afrika vorgedrungen, haben das christliche Ägypten besetzt, sind bis an die Grenzen von Afrika gedrungen. In Gibraltar sind sie übergesetzt und haben Spanien erobert. Ja, sie sind bis Südfrankreich gedrungen, bis Tours und Poitiers. Im Jahre 750 waren zwei Drittel der christlichen Völker von den Mohammedanern unterjocht. Damit haben sie sich nicht begnügt. Sie sind später in Kleinasien vorgedrungen, über das Goldene Horn gesetzt, haben 1453 Konstantinopel, das heutige Istanbul, erobert, den ganzen Balkan besetzt und standen 1529 vor Wien. In den Gebieten, die sie erobert hatten, haben sie ihr Religionssystem und ihr politisches System errichtet, und das bedeutete, daß sie die Herren waren und die Christen die Untergebenen. Sie haben die Christen bedrückt und verfolgt, sie haben sie massenhaft zu Sklaven gemacht und getötet, sie haben das christliche Wesen, wo sie es vermochten, ausgelöscht, die Christen zum Abfall zu bewegen versucht. Warum haben wir heute noch in Jugoslawien, im Kosovo und in Albanien so viele Mohammedaner? Das sind die von den Mohammedanern zum Übertritt geführten ehemaligen Christen und ihre Nachkommen. Als Augustinus in Afrika lebte, zählte man in Nordafrika 470 katholische Bistümer – 470 katholische Bistümer! Der Islam hat sie vollständig vernichtet, und so hat er es überall gemacht, wo er hinkam und die Macht dazu hatte.

Das sind die Gründe für die Kreuzzüge. Die Kreuzzüge waren eine Reaktion und nicht eine Aktion. Sie waren der Versuch, sich des übermächtigen Islam zu erwehren. Das christliche Abendland wollte nicht dulden, daß die heiligen Stätten in Palästina in der Hand der Ungläubigen waren, daß so viele Christen unter der Herrschaft der Mohammedaner verblieben, ihren Glauben verlören und das christliche Abendland in eine Kolonie des Islam verwandelt würde.

So sind die Kreuzzüge entstanden. Zunächst begann man in Spanien gegen die Mauren, gegen die Mohammedaner, vorzugehen. In jahrhundertelangem Bemühen wurde Spanien zurückerobert, eine Großtat des spanischen Volkes, die sogenannte Reconquista, die Wiedereroberung Spaniens von den Mohammedanern. 1492 war sie beendet; da ist das letzte mohammedanische Reich in Granada von den Christen erobert worden. Die Kreuzzüge aber nahmen die Richtung natürlich ins Heilige Land, der erste Kreuzzug im Jahre 1095. An der Spitze der Kreuzzugsbewegeung stand das Papsttum. Ja, das Papsttum hat die Kreuzzüge ins Leben gerufen. Papst Urban II. auf dem Konzil von Clermont im Jahre 1095 rief die abendländische Christenheit auf, sich an dem Zug, an dem Feldzug gegen die Mohammedaner zu beteiligen, und viele sind diesem Aufruf gefolgt und haben das Kreuz sich aufheften lassen: Deus lo volt, so haben sie gerufen, Gott will es! Sie wußten sich von Gott gerufen. Und so sind sie ausgezogen und nach unsäglichen Mühen, immer vom Verrat der Griechen bedroht, das sei nicht vergessen, immer vom Verrat der Griechen bedroht, die mit den Mohammedanern gemeinsame Sache machten, ins Heilige Land gekommen und haben am 15. Juli 1099 Jerusalem erobert.

Es wurden dann christliche Fürstentümer gegründet, die dauernd des Nachzugs und des Nachschubs aus dem Abendland bedurften, der aber häufig ausblieb. Und so ist schon im Jahre 1144 das erste dieser Fürstentümer, Edessa,  wieder von den Mohammedanern zurückerobert worden. Da rief der Papst, wiederum ein Papst, Eugen III., zum zweiten Kreuzzug auf. Sein feurigster Kreuzzugsprediger war ein Heiliger, der heilige Bernhard von Clairvaux. Der französische König Ludwig VII. und der deutsche König Konrad III. standen an der Spitze dieses Kreuzzuges. Sie zogen wieder die Donau abwärts durch Kleinasien. Unter unsäglichen Mühen, wiederum von den tückischen Griechen in Hinterhalte gelockt, gelangten sie bis Syrien, aber die Erfolge blieben aus, und dieser Kreuzzug ist kläglich gescheitert. Große Opfer an Gut und Blut waren, so schien es, vergebens gebracht.

Der dritte Kreuzzug erfolgte einige Jahrzehnte später. Im Jahre 1187 fiel nämlich Jerusalem wieder in die Hände der Mohammedaner. Es ging wie ein Aufschrei durch das Abendland: Wir können es nicht dulden, diese Schmach, daß die dort lebenden Christen in Mohammedaner verwandelt werden, daß das Heilige Land, auf dem der Fuß unseres Herrgotts geruht hat, in den Händen der Ungläubigen bleibt. Und so haben sich drei Könige, der von England, der von Frankreich und der von Deutschland, aufgemacht zu diesem dritten Kreuzzug. An der Spitze stand einer, der Ihnen allen bekannt ist, nämlich Kaiser Friedrich I. Barbarossa. Im Alter von 65 Jahren setzte er sich an die Spitze dieses Kreuzzuges. Wiederum ging der Zug die Donau hinab nach Kleinasien, und dort ereignete sich das schreckliche Unglück: Der Kaiser Barbarossa ertrankt bei einem Bade im Flusse Salef. Das Kreuzheer war seines Führers beraubt. Es konnte dann noch ins syrische Gebiet vordringen und Akkon erobern (1191). Aber Jerusalem blieb in der Hand der Mohammedaner.

Es kamen dann noch mehrere kleine Unternehmungen zustande, so von König Heinrich VI., einem deutschen Kaiser. Man hat sich bemüht, Truppen nachzusenden, aber es kam nicht mehr zu einem so großen Kreuzzug, wie die drei ersten gewesen waren. Dem Kaiser Friedrich II. gelang es im Jahre 1229, durch einen Vertrag zu erreichen, daß Jerusalem, Nazareth und Bethlehem und einige andere Orte den Christen überlassen wurden, aber nur für 15 Jahre. Nach 15 Jahren war alles wieder beim alten; 1244 war Jerusalem erneut in der Hand der Mohammedaner und blieb seitdem für das Christentum verloren. Ein Fürst, ein Heiliger, hat noch einmal versucht, die Kreuzzugsbewegung ins Leben zu rufen, nämlich der König Ludwig von Frankreich, der Heilige. Er hat zweimal ein Unternehmen gemacht im Jahre 1248 und im Jahre 1270, und zwar wollte er von Afrika aus ins Heilige Land vordringen. Beim ersten Mal wurde er gefangen genommen und mußte mit einer Riesensumme ausgelöst werden. Beim zweiten Mal ist er im Feldlager gestorben. Das war das Ende der Kreuzzüge. Ungeheure Opfer an Gut und Blut wurden gebracht, der Erfolg blieb, auf die Dauer gesehen, aus.

Wie sind nun die Kreuzzüge zu bewerten? Wir müssen zunächst feststellen: Es waren großartige Unternehmungen des christlichen Abendlandes. Die Besten, die mit diesen Heeren zogen, waren bewegt von dem Gedanken, die heiligen Stätten von der Herrschaft der Mohammedaner zu befreien, den Christen zu Hilfe zu eilen, sie vor der gewaltsamen oder durch Verlockungen geschehenden Islamisierung zu bewahren. Mehrere heilige und große Herrscher haben sich der Kreuzzugsbewegung angeschlossen. Das kann keine schlechte Sache gewesen sein, an der Kaiser Friedrich I. Barbarossa teilgenommen hat. Das kann keine schlechte Sache gewesen sein, in der König Ludwig der Heilige von Frankreich sich beteiligt hat. Das muß eine gute Sache gewesen sein.

Selbstverständlich bleiben im Kriege, in keinem Kriege, Übergriffe nicht aus. Es zogen ja nicht nur die Ritter mit, die von edlen Gesichtspunkten bewegt waren. Man mußte, um ein großes Heer zu bilden, auch Soldtruppen anwerben. Wer geht schon für Sold in den Krieg? Das sind Abenteurer, das sind wilde Gesellen, das sind solche, die nichts zu verlieren haben. Und die haben sich natürlich auch während des Kreuzzuges entsprechend benommen. Nicht der ganze Kreuzzug, aber Strolche, die sich unter die Kreuzfahrer gemischt hatten, haben Untaten begangen, die wir beklagen und die wir bedauern, aber die nicht dem ganzen Kreuzheer zur Last gelegt werden können. Wenn wir bedenken, daß das größte Heer etwa 200.000 Mann betrug, da wird man verstehen, daß unter diesen Männern auch solche waren, die nicht von edlen Motiven bewegt waren und die dann eben auch Untaten verrichtet haben. Sie haben hier am Rhein die Juden bedrängt und verfolgt, teilweise ermordet. Wilde Scharen haben das getan, nicht das Kreuzheer und schon gar nicht ihre Anführer. Sie haben bei der Eroberung Jerusalems ein Blutbad, wie man sagt, angerichtet. Sie haben aber auch ein Strafgericht vollzogen an den Mohammedanern, die so viel gegen die Christen angerichtet hatten. Das ist alles zuzugeben und braucht in keiner Weise verschwiegen zu werden. Das ändert nichts an dem edlen Ziel und an der rechten Absicht der Besten unter den Kreuzfahrern.

Die Kreuzzüge haben auch erhebliche strategische Bedeutung gehabt. Sie haben das Abendland eine Zeitlang von dem Druck der Mohammedaner befreit. Was wir bedauern müssen, ist, daß sie nicht mit mehr Nachdruck und mit mehr Kraft durchgeführt wurden, daß nicht mehr Nachschub kam, so daß die großen Opfer umsonst gebracht schienen. Das müssen wir bedauern, nicht daß die Kreuzzüge unternommen wurden, sondern daß sie nicht nachhaltig genug geführt wurden, weil der Egoismus zu groß war, weil es Streitereien gab unter den Kreuzfahrern, unter den Fürsten, die sich eine Herrschaft im Heiligen Lande begründen wollten. Diese Eifersüchteleien sind tief bedauerlich und haben einen Schatten auf die Kreuzzüge geworfen. Aber als Abwehrmaßnahmen sind sie gerechtfertigt. Die Kirche hält in ihrer Lehre nach wie vor daran fest, daß ein Verteidigungskrieg gerechtfertigt ist, und die Kreuzzüge waren Verteidigungskriege. Sie haben das Abendland gegen den aggressiven Islam zu verteidigen gesucht.

Das ganze Mittelmeerbecken war ja vom Islam erobert. Sizilien war von den Mohammedanern besetzt, Sardinien, Korsika. In dieser schlimmen Lage haben die Päpste sich an die Spitze der Bewegung gestellt und das Abendland zum Kampfe aufgerufen. Die Türken haben nicht nachgegeben und sind im Jahre 1683 erneut bis vor Wien vorgerückt, aber diesmal konnte das Abendland sich erfolgreich wehren. Am 12. September hat das christliche Heer einen glänzenden Sieg am Kahlen Berg errungen, und das hat dann den türkischen, den mohammedanischen Druck gelockert, und die Habsburger haben dann in langen Kämpfen die Mohammedaner zurückgeworfen, nicht zuletzt unter der Führung des Prinzen Eugen von Savoyen.

Das, meine lieben Freunde, ist in Kürze über die Kreuzzüge zu sagen, über ihre Gründe, über ihren Verlauf und über ihre Bewertung. Wir Christen haben uns der Kreuzzüge nicht zu schämen. Wir brauchen uns für die Kreuzzüge nicht zu entschuldigen. Wir müssen unseren Vorfahren dankbar sein, die Gut und Blut eingesetzt haben, um das christliche Abendland zu verteidigen, um den Christen im Morgenland zu Hilfe zu kommen, um den Druck des Islam zu lockern und um das Kreuz wieder in dem Lande aufzupflanzen, über dessen Boden unser Herr und Heiland Jesus Christus geschritten ist. Deus lo volt – Gott will es! So haben die Teilnehmer am ersten Kreuzzug gerufen, und ich bin nach wie vor der Meinung, daß das christliche Abendland damit einen wertvollen, einen unerläßlichen Beitrag für die Erhaltung des Christentums geleistet hat.

Amen.

Schrift
Seitenanzeige für große Bildschirme
Anzeige: Vereinfacht / Klein
Schrift: Kleiner / Größer
Druckversion dieser Predigt