15. Januar 2017
Die Stunde des Herrn
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Geliebte im Herrn!
Es ist peinlich, wenn bei einer Einladung dem Gastgeber Speise oder Trank ausgehen. Eben das geschah bei der Hochzeit zu Kana. Maria, die umsichtige und besorgte Hausfrau, bemerkte die Verlegenheit des Hochzeitspaares und seiner Eltern. Sie wendet sich an den, der allein rasch Abhilfe schaffen kann, an ihren Sohn: „Sie haben keinen Wein mehr.“ Das ist eine Feststellung, aber auch eine Aufforderung. Und so hat sie Jesus verstanden: „Frau, was hab’ ich mit dir zu tun? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ Als sie gekommen war, wirkte er das erste Wunder seiner irdischen Laufbahn, „und seine Jünger glaubten an ihn“. Was meint der Herr, wenn er spricht: „Meine Stunde ist noch nicht gekommen“? Er meint damit: Der Zeitpunkt, in dem er eine bestimmte Handlung setzen wird, ist noch nicht da. Er verfügt nämlich nicht darüber, er ist gebunden an die Anordnungen des Vaters. Der Stundenschlag Jesu ist der Wille des himmlischen Vaters. In seinem ganzen Leben wartet er auf ihn. Sobald er da ist, ist er bereit, darauf zu hören und das zu tun, was angeordnet wird. So ist es im Leben Jesu weitergegangen in seinem öffentlichen Wirken. Die Dauer dieses Wirkens wird vom himmlischen Vater bestimmt, aber auch jeder Schritt geschieht im Einklang mit ihm. Bei einem Laubhüttenfest forderten die Verwandten Jesus auf, von Galiläa nach Judäa, nach Jerusalem zu gehen, um sich dort bekannt zu machen. Jesus lehnte es ab: „Meine Zeit ist noch nicht da, eure Zeit ist immer da“, denn sie gehorcht den irdischen Bedürfnissen. Jesus wusste, dass seine Lehre die erstorbenen Seelen, die in der Gottesferne leben, lebendig macht. Deswegen konnte er sagen: „Es kommt die Stunde, und sie ist schon da, in der die Toten hören werden die Stimme des Sohnes Gottes, und die sie hören, werden leben.“ Damit ist auf die Bekehrung abgestellt, auf den Glauben.
In Jerusalem offenbarte sich der Herr als der vom himmlischen Vater in die Welt Gesandte. Seine Gegner zürnten ihm. Sie sannen darauf, wie sie ihn beseitigen könnten, und sie suchten ihn zu ergreifen. Aber damals legte noch niemand Hand an ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen. Ähnlich war es etwas später, als er in der Schatzkammer des Tempels zu den Juden sprach und ihnen die Unkenntnis seiner Person und des himmlischen Vaters vorhielt. Wiederum waren seine Gegner empört, aber niemand ergriff ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen. Als der Abschluss seines öffentlichen Wirkens bevorstand, da sagte Jesus: „Gekommen ist die Stunde, wo der Menschensohn verherrlicht wird.“ Die hier angekündigte Verherrlichung ist das Hingehen in den Tod und in die Auferstehung, wie es der Vater gewollt hat. Gewiss ist seine Seele erschüttert angesichts des Grauens, das ihm bevorsteht. „Was soll ich sagen: Vater rette mich aus dieser Stunde? Nein, deshalb kam ich in diese Stunde“, deshalb, weil im Gehorsam gegen den Vatergott Jesus den Vater verherrlicht. Die Anhänger Jesu gewinnen auf ihre Art Anteil an seiner Stunde. Als Jesus Abschied nahm von ihnen, da sagte er ihnen: „Es kommt die Stunde, und sie ist schon gekommen, wo ihr zerstreut werdet, ein jeder an seinen Ort, und ihr mich allein lassen werdet.“ Im Ölgarten zu Gethsemane vollzog sich die Gefangennahme Jesu. Eine bewaffnete Rotte ergriff ihn. Er dachte nicht an Flucht. Er ging ihnen entgegen und sagte: „Wie gegen einen Räuber seid ihr ausgezogen mit Schwertern und Knütteln. Täglich war ich bei euch im Tempel und lehrte, und ihr habt eure Hände nicht ausgestreckt nach mir, aber das ist eure Stunde und die Macht der Finsternis.“ Auch die Verfolger haben ihre Stunde. Der Herr hat im Gehorsam gegen den Willen des Vaters sein Leben geführt und sein Wirken gemäß dem Stundenschlag Gottes vollzogen. Eine besondere Stunde steht noch aus. Es ist die Stunde der Auferstehung der Toten. Sie wird eintreten. „Es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, hören werden die Stimme des Menschensohnes, und es werden hervorgehen, die Gutes getan haben zur Auferstehung des Lebens; die aber Böses getan haben zur Auferstehung des Gerichtes.“ Die Stunde der Auferstehung ist auch die Stunde des allgemeinen Gerichtes. Das Endgericht wird den Menschen von einem Engel angekündigt: „Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre, denn die Stunde des Gerichtes ist gekommen.“ Gottes Gericht ist Gottes Ernte. Deswegen ruft ein anderer Engel: „Die Stunde des Erntens ist gekommen, denn ausgereift ist die Ernte Gottes.“ Die Stunde des Endgerichtes ist endlich auch die Stunde der Wiederkunft Christi. Die Menschen werden Christus, den Menschensohn, kommen sehen mit großer Macht und Herrlichkeit. Er wird seine Engel aussenden und die Auserwählten zusammenführen. Das Kommen des Menschensohnes ist gewiss, ungewiss ist die Stunde. „Er wird zu einer Stunde kommen, da ihr es nicht vermutet.“ Seit der Himmelfahrt des Herrn spähen die Augen unseres Inneren den Horizont ab und warten auf das Wiederkommen des Herrn. Noch ist seine Stunde nicht gekommen.
Aber der Herr kann ja auch vor seinem endgültigen Erscheinen zu uns kommen, mit seiner Macht, mit seinem Eingreifen. Empfinden wir nicht alle, dass es Zeit ist für das Eingreifen Gottes? Sehnen wir uns nicht nach seinem Kommen? Sind wir nicht bange, dass er sagen könnte: Meine Stunde ist noch nicht gekommen? Wie sieht es aus, meine lieben Freunde, in unserer geliebten Kirche? Unsere Treue zum Primat des Bischofs von Rom ist über jeden Zweifel erhaben. Aber diese Treue ist an die Treue des Trägers des Primats zur Lehre der Kirche gebunden. Wir sind willig, auf seine Stimme zu hören, aber nur, wenn wir darin die verbindliche Lehre der Kirche wiedererkennen. Von einem Stellvertreter Christi erwartet man, dass seine mündlichen Äußerungen überlegt und hieb- und stichfest sind. Daran lässt es der gegenwärtige Heilige Vater gelegentlich fehlen. Er macht saloppe Äußerungen, die dann wieder vom Vatikansprecher zurechtgerückt werden müssen. Erst recht erwartet das Volk Gottes von den schriftlichen Äußerungen des Stellvertreters Christi, dass sie sich nahtlos einfügen in die gültige Tradition; daran bestehen gelegentlich Zweifel. Noch ist der Papst die Antwort auf die Frage schuldig geblieben, wie sich gewisse Passagen des Papiers „Amoris laetitia“ zu der überkommenen, sicheren Lehre der Kirche verhalten. Müssen sich nicht alle Glieder der Kirche, auch das erste und oberste, an die verbindliche Lehre halten und an ihr messen lassen? Der Heilige Vater war vor einiger Zeit in Schweden. In Lund hatte er mit dem dortigen protestantischen Generalsekretär ein Papier unterzeichnet. Von diesem Papier sagen französische Priester, rechtgläubige Priester, diese gemeinsame Erklärung zum 500. Jahrestag der Revolte Luthers sei ein „veritabler Skandal“. Sie halten dem Papst vor, unter dem trügerischen Vorwand der Nächstenliebe und einer gekünstelten und illusorischen Einheit, den katholischen Glauben auf dem Altar des Ökumenismus zu opfern. Nicht alle Regierungshandlungen des Papstes sind leicht begreiflich. Hervorragende Kenner der kirchlichen Verfassung halten den begonnenen Umbau der römischen Kurie für überflüssig oder gar für schädlich. Wäre es nicht viel dringender, das katholische Volk im Glauben zu stärken und im Streben nach Heiligkeit zu festigen? Wäre das nicht viel dringlicher? Der Heilige Vater hat drei verdiente Mitarbeiter der Glaubenskongregation entlassen. Warum? Weil ihm zugetragen wurde, dass sie sich kritisch über gewisse Handlungen und Reden des Papstes geäußert haben – wegen Kritik entlassen. Eine Atmosphäre der Angst breitet sich in Rom aus, wenn der Papst sich weigert, Gründe zu nennen für diese Entlassungen. Ich frage: Ist nicht das Volk Gottes und sind nicht seine hervorragenden Glieder, Kardinäle, hervorragende Gelehrte, sind sie nicht eingedenk ihrer Verantwortung gehalten, das Leben und Wirken der kirchlichen Amtsträger mit Urteilskraft und Unterscheidungsvermögen zu begleiten? Ist das nicht ihre Aufgabe? Müsste der Papst nicht demütig und dankbar sein, wenn er ernste und wohlgemeinte Kritik von kompetenter Seite erfährt?
Wie sieht es, meine lieben Freunde, im Kollegium der Bischöfe aus? Verkündigen die Nachfolger der Apostel das Evangelium Christi vollständig, lichthell und furchtlos? Oder gleichen sie sich einer aus den Fugen geratenen Welt an, wie der Magdeburger Bischof Feige? Er fordert dazu auf, die Kirche soll sich anpassen, anpassen an die Zeit, den Glauben anpassen an die Zeit; das fordert der Bischof von Magdeburg. Die Reden und Predigten vieler Bischöfe zeigen wenig von der Kraft und der Glut der Apostel. Von dem Erzbischof von Köln schreibt ein gläubiger – ein gläubiger! – Journalist, ihm scheine „der Hang zum Ankommen um jeden Preis zu treiben“, ihn scheine der Hang zum Ankommen um jeden Preis zu treiben. Und ein anderer sagt von eben diesem Erzbischof, 90% seiner Aussagen könnten auch von Sahra Wagenknecht (der Politikerin der LINKEN) stammen. Manche deutschen Bischöfe erwecken den Eindruck, ihre wichtigste Aufgabe sei, die Politik der Frau Merkel zu stützen. Aber wegen dieser Politik verlassen verdiente CDU-Angehörige diese Partei. Besorgte Gläubige sehen und fürchten die Überfremdung unseres Landes mit Anhängern des Islam. Deutsche Bischöfe können sich nicht genug tun, diese Religion zu verharmlosen und ihren Anhängern sichere Positionen in unserem Lande zu verschaffen. Minarette wachsen aus dem Boden, Moscheen werden eingerichtet; der Bamberger Erzbischof kann sich einen Muslim als Bundespräsidenten vorstellen. Die Scharia verpflichtet ihre Gläubigen den Dschihad, also den heiligen Krieg, zu führen, bis alle nichtmuslimischen Länder erobert sind. Verhalten sich die von Frau Merkel eingeladenen Mohammedaner gemäß der Deutschen Verfassung? Von 7095 einsitzenden Häftlingen in Baden-Württemberg gaben 1646 (23,2%) an, dass sie muslimischen Glaubens seien. Wollen die Bischöfe Steigbügelhalter des Islam werden? Kardinäle versprechen bei ihrer Ernennung, die Kirche notfalls mit ihrem Blute zu verteidigen. Aber was tut Herr Marx, Erzbischof von München, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal der heiligen römischen Kirche? Als er den Tempelberg betrat und die mohammedanische Moschee, da legte er das Kreuz ab! Vom Apostel Petrus steht geschrieben, als er Jesus verleugnet hatte und der Hahnenschrei ihn an seine Untreue erinnerte, dass er hinausging und bitterlich weinte. Ich habe nicht gehört, dass Herr Marx geweint hat!
Die wichtigsten Mitarbeiter der Bischöfe beim Durchdenken, Weitergeben des Glaubensgutes sind die wissenschaftlichen Theologen. Sie bilden ja die kommenden Priester und Religionslehrer aus. Es ist offenkundig, dass viele dieser Theologen die Lehre der Kirche verbiegen, entstellen, verkehren. Der zurückgetretene Papst Benedikt XVI. hat mir in einem Brief, in einem persönlichen Brief geschrieben, er habe die Ideen eines deutschen Moraltheologen kennengelernt, die nun schlechterdings nichts mehr mit katholischer Theologie, ja nicht einmal mit dem Christentum tun haben. Viele dieser angeblichen Theologen glauben nicht an die Unfehlbarkeit der Kirche, aber an die Unfehlbarkeit der liberalen Exegese. Die Heilige Schrift ist zum Tummelfeld von Interpreten geworden, welche die von den Evangelisten bezeugten Tatsachen zu Propagandamärchen umfunktionieren. Die Kindheitsgeschichten im Evangelium nach Matthäus und Lukas werden als Legenden ausgeben. Die Wunder Jesu sind angeblich phantastische Erfindungen der Anhänger Jesu. Ich frage: Wie sollen aufgrund von solchen Lehrern gläubige Religionslehrer und Priester ausgebildet werden? Der Religionsunterricht an vielen Schulen ist mangelhaft, ungenügend. Die großen Inhalte werden unterschlagen, aber über den Islam werden die Kinder unterrichtet. Ein Kenner schreibt: „Himmel, Fegefeuer und Hölle werden heute heftig beschwiegen. Seelenheil ist nur noch etwas für Volkskunde, der Rest ist Folklore.“ Schüler nennen ihren Religionsunterricht die „Laberstunde“. Da wird nicht verkündet, da wird gelabert. Kein Wunder, dass die Zahl der Priesterberufe gegen null tendiert. Viele Priester predigen das, was sie in ihren Studien gehört haben, und das ist nicht der katholische Glaube. Eine gebildete Dame schrieb mir vor wenigen Tagen, sie habe eine Weihnachtspredigt gehört, wonach es die Weisen aus dem Morgenlande gar nicht gegeben hat, und Jesus sei ein bloßer Prophet. Ein gläubiger katholischer Herr schrieb mir aus einer großen Stadt: „Ich bin dazu übergegangen, die Messe erst ab der Opferung mitzumachen, da ich in meiner Stadt auf keinen Pfarrer mehr traf, der nicht in ärgerniserregender Weise seine Predigt und die Fürbitten zu multikultureller Propaganda missbraucht hätte.“
Das Versagen der Glaubensverkündiger aller Stufen hat verheerende Auswirkungen im christlichen Volk. Die meisten Christen wissen nicht mehr, warum sie Christen und katholisch sein sollen. 80% der Deutschen zwischen 18 und 34 Jahren können sich ihr Leben komplett ohne Gott vorstellen – 80%. Wie einer schrieb: „Aus Rittern des Heiligen Geistes sind Marketender des Zeitgeistes geworden“ – jawohl, so ist es. Der ausgelaugte Katholizismus zieht nicht mehr an, sondern stößt ab. Ungeheure Verluste der Kirche durch Gleichgültig-werden, durch Rückzug aus der gottesdienstlichen Gemeinschaft, durch Zuwendung zu den Irrlehren. Brasilien, meine lieben Freunde, war einmal ein ganz katholisches Land. Seine Hauptstadt Rio de Janeiro hat jetzt einen Bürgermeister aus der Pfingstkirche, einem ganz aggressiven antikatholischen Unternehmen. Die Seelsorge dörrt aus, Pfarreien werden aufgehoben, die Anwesenheit des Pfarrers ist nicht mehr gewährleistet. Der mutige Kardinal Walter Brandmüller hat sein Urteil über die Kirche in Deutschland folgendermaßen zusammengefasst: „Die Kirchen leeren sich, und die Kassen füllen sich. Erhalten wird ein sich selbst genügender teurer Apparat, der mit seinem Klappern die Stimme des Evangeliums übertönt.“ Das sage nicht ich, das sagt der Kardinal Brandmüller.
Ich habe Ihnen, meine lieben Freunde, einige Hinweise über die Lage unserer Kirche gegeben. Viele Gläubige, besorgte Gläubige fragen: Wie lange wird es noch so weitergehen? Müssen wir nicht fragen: Herr, willst du noch lange sprechen: Meine Stunde ist noch nicht gekommen? Immer wieder haben mir gläubige katholische Christen versichert: Gott kann nicht länger zusehen, Gott muss jetzt eingreifen, er wird bald eingreifen. Manchen hatten das Eingreifen für das Jahr 2000 erwartet oder für 2010. Die Termine sind vergangen, ohne dass es geschehen ist. Eine fromme Ordensschwester kündet mir fortlaufend in ihren Briefen an, dass das offenbare Eingreifen Gottes unmittelbar bevorstehe. Meine lieben Freunde, woran mag es liegen, dass die Stunde des Herrn, die Stunde seines Eingreifens noch nicht gekommen ist? Woran mag es liegen? Ich wage zwei Vermutungen zu äußern. Erstens: Der Apokalyptiker Johannes sah in einer Vision die Seelen derer, die in der damaligen Verfolgung hingemordert worden waren um des Wortes Gottes willen, und sie riefen mit lauter Stimme: „Wie lange noch, du heiliger und wahrhaftiger Herr, richtest du nicht und rächst nicht unser Blut an den Bewohnern der Erde?“ Sie erhielten von Gott die Antwort: „Haltet noch eine Weile aus, bis die Zahl eurer Brüder erfüllt ist.“ Vielleicht ist das der Schlüssel für das Zögern Gottes, seine Hand auszustrecken und zu rufen wie bei dem Seesturm: „Schweige! Verstumme!“ Die Zahl unserer Brüder ist noch nicht erfüllt. Was will er damit sagen? Vielleicht dies: Es ist die Zahl derer noch nicht erfüllt, die begriffen haben, dass seit Jahrzehnten in unserer Kirche kein Aufbruch, sondern ein Zusammenbruch stattgefunden hat. Dass die Zahl derer noch zu klein ist, die die Pseudoreformen der letzten 50 Jahre durchschaut haben. Die Erkenntnis hat sich noch nicht Bahn gebrochen, dass am Anfang des Niedergangs der Kirche, der allmählich zur Selbstzerstörung wird, das Zweite Vatikanische Konzil steht. Immer noch gibt es zahlreiche Konzilseuphoriker, die wider jede Erfahrung vom Zweiten Vatikanischen Konzil als einem neuen Pfingsten sprechen. Die Zahl unserer Brüder ist noch nicht erfüllt. Es gibt noch zu wenige unbequeme Mahner. Papst Franziskus tut diejenigen, die sich zu der alten Messe, zu der außerordentlichen Form der Messe bekennen, als Nostalgiker ab, also als solche, die der Vergangenheit nachtrauern. Nein, das tun wir nicht. Wir trauern nicht der Vergangenheit nach, sondern wir rufen sie zurück, weil die Gegenwart so erbärmlich und so mäßig ist! Die Zahl unserer Brüder ist noch nicht erfüllt. Die Zahl der ungerecht Behandelten, die bei Beförderungen und Ernennungen zu Unrecht übergangen worden sind, die wegen ihrer realistischen Sicht zurückgesetzt wurden. Ich kenne einen Priester, dem zweimal von einem Bischof die Berufung auf einen theologischen Lehrstuhl verweigert wurde. Warum? Weil er konservativ ist. Der zweite Grund dafür, dass die Stunde Christi noch nicht gekommen ist, könnte darin liegen, dass wir seines Kommens noch nicht wert sind. Wir sind noch nicht würdig, die rettende Hand des Herrn zu erfahren. Es haften uns noch zu viele Schlacken an. Wir sind noch nicht genügend geläutert. Es fehlen uns heilige Bischöfe, heilige Priester, heilige Laien. Noch gilt das Wort aus dem Buch von der „Nachfolge Christi“: „Jesus hat jetzt viele Jünger, die im himmlischen Reiche gern mit ihm herrschen möchten, aber wenige, die sein Kreuz auf Erden tragen wollen. Viele, die seinen Trost begehren, aber wenige, die in der Trübsal mit ihm ausharren wollen. Viele, die mit ihm essen und trinken möchten, aber wenige, die mit ihm fasten wollen.“ Das Maß der Leiden der Guten, der Frommen, der Opferwilligen ist noch nicht voll. Wir müssen uns vorhalten lassen, was im Brief an die Hebräer steht: „Noch habt ihr nicht bis aufs Blut widerstanden.“ Kurz gesagt: Es fehlt uns noch die Heiligkeit, die Gott an uns sehen will. Wir sind noch schlechte Nachfolger Christi. Und deswegen sind wir noch nicht wert, seine Stunde zu erfahren. Aber, meine lieben Freunde, sie wird kommen. Einmal wird sie kommen, wenn die Zeit, wenn die Leiden, wenn das Maß der Leiden erfüllt ist. Einmal wird sie kommen, und dann klopft Christus mit dem Schlüssel auf den Tisch und sagt: Jetzt wird Schluss gemacht, meine Herrn!
Amen.